Der Überfall

DER ÜBERFALL

UFA FICTION GmbH • Reihe & Serie • ZDF • seit dem 4.3.2022 in der ZDF-Mediathek

Der Überfall auf einen Eckladen löst eine fatale Kettenreaktion aus. Ein achtjähriger Junge verschwindet und ein Umschlag mit viel Geld wechselt den Besitzer; eine Mutter sucht verzweifelt ihr Kind, eine Clique junger Menschen versucht, eine Leichtsinnigkeit mit unabsehbaren Folgen wiedergutzumachen; ein vorbestrafter Vater versucht sich reinzuwaschen und die am Abgrund stehende Personalchefin eines Großkonzerns (Katja Riemann) tut alles, um ihren Niedergang zu vertuschen. In einem Zeitraum von sechs Tagen öffnet sich ein Fächer von Geschichten und Geheimnissen der in den Überfall verwickelten Personen.

am 4. März 2022 um 21:15, 5. März um 21:45 Uhr

am 11. März 2022 um 21:15, 12. März um 21:45 Uhr

am 18. März 20222 um 21:15, 19. März um 21:45 Uhr

DER ÜBERFALL ist eine Produktion der UFA Fiction GmbH für das ZDF. Produzent ist Benjamin Benedict, Ausführende Produzentin ist Korinna Roters, Alisa Müller ist Producerin. Die Redaktion im ZDF liegt bei Caroline von Senden und Alexandra Staib. DER ÜBERFALL wird gefördert durch German Motion Picture Fund, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Medienboard Berlin-Brandenburg und FFF Bayern.

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Der Überfall auf einen Eckladen hat dramatische Konsequenzen. Ein achtjähriger Junge verschwindet, und ein Umschlag mit viel Geld wechselt den Besitzer, die Lebenswege von Menschen, die nie etwas miteinander zu tun hatten, prallen aufeinander und verändern sich für immer. Eine Mutter sucht verzweifelt ihr Kind, eine Clique junger Menschen versucht mit allen Mitteln eine Leichtsinnigkeit mit unabsehbaren Folgen wiedergutzumachen, ein vorbestrafter Vater ist mit seiner Tochter auf der Flucht, und die am Abgrund stehende Personalchefin eines Großkonzerns tut alles, um ihren Niedergang zu vertuschen. Auch die mit den Ermittlungen betraute Polizistin Antonia gerät im Kampf gegen ihren dominanten Vorgesetzten Frank Worms zunehmend in den Strudel der Ereignisse, an denen auch ihre Tochter Charly nicht ganz unschuldig ist. Innerhalb von sechs Tagen öffnet sich ein Fächer von Geschichten und Geheimnissen der in den Überfall verwickelten Personen. Bestimmt der Zufall die Ereignisse oder ist ihr Schicksal vorbestimmt? Und kann es sein, dass Leben und Tod von 30.000 Euro abhängen?

Folge 1: Montag: Der Schuss Toggle

In dem verzweifelten Versuch an schnelles Geld zu kommen, begehen eine Spielsüchtige und ein vorbestrafter Vater einen  Überfall auf einen kleinen Laden – mit ungeahnten Folgen.

Der unerwartet große Geldsegen ist für die beiden jedoch nur von kurzer Dauer. Aber auch die zuständigen Kripobeamten stehen vor einem Rätsel, als sie am Tatort ankommen und die Leiche des Ladenbesitzers sowie ein weiteres Opfer finden.

Der Ladenbesitzer, der Iraner Hassan Merizadi, wurde durch einen Schuss aus unmittelbarer Nähe getötet. Ein weiterer Schuss traf im hinteren Bereich des Ladens den Kunden Bertram und verletzte ihn schwer. Seine Begleitung Katharina sowie der junge Bruder des getöteten Hassan, Damon, können den Kripobeamten Frank Worms und Oliver Meyer nur bruchstückhaft und schwer das Geschehene beschreiben.

Als die in Ungnade gefallene Polizistin Antonia Gebert in die Ermittlungen mit einbezogen wird, kommt es zu Spannungen zwischen den Kollegen. Auch die beiden Räuber, die spielsüchtige Paula Schönberg und der vorbestrafte Daniel Kowalski, werden nach ihrer knappen Flucht mit weiteren Problemen konfrontiert. Miriam, die Witwe des Ladenbesitzers, muss nicht nur den Tod ihres Mannes verkraften, ihr achtjähriger Sohn Arian ist spurlos verschwunden. Aber eins ist klar: Damon, der Bruder des Ermordeten, und seine Freunde haben etwas zu verbergen.

Folge 2: Dienstag: Das verschwundene Kind Toggle

Ein neues Beweismittel führt zu weiteren Erkenntnissen beiden Ermittlungen, aber auch zu überraschenden persönlichen Konflikten.

Der bereits vorbestrafte Daniel Kowalski bekommt Besuch von seiner Tochter Mila und muss sich mit einer Räumungsklage auseinandersetzen, die für unangenehme Veränderungen sorgt. Unterdessen wird die Luft für die spielsüchtige Paula Schönberg immer dünner.

Personalchefin Paula wird von ihrer Assistentin Maria Belz über die Innenrevision informiert. Die ist ihr auf der Spur, denn Paula scheint über eine Scheinfirma mehrfach Geld veruntreut zu haben. Der Generalcode zu einem verschlossenen Büro soll Paula helfen, erfordert aber eine Allianz mit der ehemaligen Putzkraft des Unternehmens, Daniel Kowalski.

Durch neues Material der Überwachungskamera findet Polizistin Antonia Gebert heraus, dass der erbeutete Umschlag voller Geld den beiden Tätern noch vor dem Laden von einer vermummten Person entrissen wurde. Mit Entsetzen erkennt sie, dass es sich hierbei um ihre erst 14-jährige rebellierende Tochter Charly handelt.

Zeugin Katharina Abelt überrascht die Polizei mit einer Aussage. Auch bei der Suche nach dem verschwundenen Jungen gibt es wieder Hoffnung. Unterdessen droht der Streit zwischen Damon Merizadi, seiner Freundin Samira und deren Bruder Jacub zu eskalieren.

Folge 3: Mittwoch: 30.000 Euro Toggle

Einer der Täter soll identifiziert werden, doch Damon, der Bruder des Toten, zögert. Vielmehr entsteht mit seinen Freunden ein Plan, um die Schuld beim eigentlichen Schützen zu begleichen.

Die bislang angespannte Beziehung zwischen der Polizistin Antonia und dem Kripobeamten Frank Worms wird zunehmend vertrauter. Die Zeugin erinnert sich an immer mehr verstörende Details vom Tag des Überfalls. Neue Fragen wirft aber eine Abbuchung von 30.000 Euro auf. Das Geld hatte Hassan Merizadi kurz vor seiner Ermordung abgehoben, seiner Frau Miriam davon jedoch nichts erzählt. Charly, die Tochter der ermittelnden Polizistin Antonia, findet den Geldumschlag wieder, den sie, von den anderen Kripobeamten noch unerkannt, den Tätern entrissen und zunächst im anliegenden Park entsorgt hatte, und versteckt ihn bei ihrem alten und vereinsamten Nachbarn Franz Precht. In dem hat sie überraschend einen ungewöhnlichen Freund gefunden. Daniel Kowalski, der mittlerweile von Damon als einer der Täter bestätigt wurde, will einen Deal mit Frank Worms machen. Unterdessen trifft Damon auf den Mörder seines Bruders Hassan und versucht, sich und seinen weiterhin vermissten Neffen Arian frei zu kaufen. Doch stattdessen stellt ihm Drogendealer Chris ein Ultimatum. Außerdem muss Damon einsehen, dass Chris und Frank Worms sich offenbar kennen.

Neue Ermittlungen geben Aufschluss über den möglichen zweiten Täter, und das Geheimnis der Jugendlichen Damon, Samira und Jacub droht durch eine Unachtsamkeit gelüftet zu werden.

Folge 4: Donnerstag: Der Plan Toggle

Miriam, die Frau des getöteten Ladenbesitzers, taucht unerwartet mit ihrem bislang vermissten Sohn Arian auf der Polizeiwache auf. Das Ermittlerteam ist misstrauisch, irgendetwas stimmt nicht. Handelt es sich bei dem Jungen wirklich um Arian?

Unterdessen bekommt Zeugin Katharina unerwartet Besuch von Drogendealer Chris. Polizist Frank Worms verabredet sich mit Daniel Kowalski auf einem Spielplatz. Der Plan des Kripobeamten ist es, Kowalski, der weiterhin als dringend verdächtig gesucht wird, die Tatwaffe unterzujubeln.

Worms‘ Mission scheitert, lässt aber Mila, Kowalskis Tochter, traumatisiert zurück. Auch Samira, Damons Freundin, die ihm zunächst aus der Bedrohung durch Chris helfen und ihren Vater nach Geld fragen will, zieht letztlich doch das Studium in Oxford vor.

Die 14-jährige Charly will Damon das Geld, das sie weiterhin versteckt hält und von dem sie jetzt weiß, dass er es dringend benötigt, zurückgeben, bekommt jedoch kalte Füße. Zwischenzeitlich wird auch Frank Worms klar, dass der skrupellose Drogendealer ChrisDamons Neffen Arian immer noch als Pfand versteckt hält. Dafür muss der Kripobeamte allerdings Kowalski liefern. Womit wird er von Chris erpresst?

Paula Schönberg versucht, im Unternehmen belastende Quittungen verschwinden zu lassen. Die Personalchefin findet in ihrer Assistentin Maria überraschend eine Verbündete. Auch Damon bleibt nicht untätig und verfolgt gemeinsam mit seinen Freunden Samira und Jacub Chris‘ Auto. Er ist sich sicher, dass dieser sie zu Arian führt.

Folge 5: Freitag: Der Verrat Toggle

Damon und seine beiden Freunde haben noch einen Tag, um ihre Schuld bei Drogendealer Chris zu begleichen. Samira und Jacub sind mit der Situation jedoch überfordert und lassen Damon allein.

Polizistin Antonia Gebert stellt Miriam Merizadi zur Rede. Sie weiß nun, dass der Junge im Polizeirevier nicht deren vermisster Sohn Arian war. Miriam scheint mittlerweile jede Hoffnung zu verloren zu haben und bittet ihre Mutter, der sie sich entfremdet hat, trotzdem um Hilfe.

Daniel Kowalski und Tochter Mila finden auf der Flucht wieder näher zueinander. Währenddessen sorgt sich Paula Schönberg um ihre Assistentin Maria, welche nun auch noch von der Innenrevision ihres Unternehmens gesucht wird. Die Personalchefin scheint jedoch mehr zu wissen und sinniert darüber in ihrer Therapiesitzung mit Psychologin Katharina Abelt. Auf diese trifft auch Drogendealer Chris, als er den schwer verletzten Kioskkunden Bertram Lause im Krankenhaus einen Besuch abstattet. Mit dabei sind auch Katharinas Schwester und Bertrams Ehefrau Petra.

Immer mehr stellt sich Polizistin Antonia gegen ihren Vorgesetzen Frank Worms, dessen Ermittlungsmethoden sie anzuzweifeln beginnt. Frank fühlt sich von Antonia verraten und fällt ihr in den Rücken. Auch die spielsüchtige Personalchefin Paula Schönberg sieht keinen Ausweg mehr und stellt sich der Polizei.

Folge 6: Sonnabend: Zwischen Leben und Tod Toggle

Paula Schönberg profitiert von der Kronzeugenregelung, doch Mittäter Kowalski ist in einer Zwickmühle, als sie sich mit ihm an einem vereinbarten Treffpunkt verabreden will.

Polizistin Antonia erfährt, dass Frank Worms durch Drogendealer Chris unter Druck gesetzt wird, und weiß auch von Kowalskis Unschuld. Sie versucht den Zugriff zu stoppen, die Situation eskaliert aber, als Daniel von Paulas Verrat erfährt. Trotzdem will Worms es zu Ende bringen.

Der Kripobeamte fleht Drogendealer Chris an, den entführten Arian am Leben zu lassen. Dessen Mutter Miriam wartet unterdessen auf ihre eigene Mutter, welche jedoch nur 15.000 Euro, die Hälfte der von Chris geforderten Summe, aufbringen konnte. Verzweifelt steht Miriam nun dem Entführer ihres Kindes gegenüber. Ihr einziges Ziel – Arian wieder zu bekommen. Doch ist er noch am Leben?

Statement, Benjamin Benedict (Produzent) Toggle

Das sechsteilige Thrillerdrama erzählt, wie sich, ausgehend von dem titelspendenden ÜBERFALL, die Leben aller Protagonist:innen für immer verändern und wie ihre Hoffnungen und Illusionen in einem Zusammenspiel von Zufall und Schicksal auf den Prüfstand gestellt werden.
Jede Folge bildet einen Tag ab – und in diesen Tagen erleben wir die Figuren in ihrer vielschichtigen Abgründigkeit und sehen, wie sich ein komplexes Puzzle zusammenfügt. Es geht um die Frage nach Identität in Phasen der Krise und das Hinterfragen
von Entscheidungen. Wie viel Einfluss haben wir auf den Verlauf unseres Lebens?
Innerhalb dieser sechs Tage entstehen ständig sich neu entwickelnde innere und äußere Konflikte, welche die Handlung vorantreiben, indem sie unsere Protagonist:innen zum Handeln zwingen, oft auch entgegen ihrer moralischen Natur. Die Figuren versuchen, sich dem eigenen Untergang entgegenzustellen und für das eigene Leben zu kämpfen.

Akribisch haben wir an der Entwicklung an Figuren und der Story gefeilt. Die Serie ist das Ergebnis eines intensiven und produktiven Dialogs. Stefan Kolditz und Katja Wenzel haben großartige Bücher geschrieben, und ich danke Caroline von Senden und Alexandra Staib für die vertraute Partnerschaft und den enormen Enthusiasmus und Einsatz für dieses Projekt! Auch die erste Zusammenarbeit mit Stephan Lacant und seinem kreativen Team war ein Riesengeschenk.
Der herausragende Cast, der immer mit Herzblut bei der Sache war, hat die Figuren zu einem intensiven Leben erweckt und unser UFA-Produktionsteam, rund um die ausführende Produzentin Korinna Roters und Producerin Alisa Müller, hat diese Serie trotz Corona ermöglicht. Das gegenseitig entgegengebrachte Vertrauen, die Risikobereitschaft und die offene Kommunikation sind zentrale Faktoren des Entstehungsprozesses. Es kommt also in der Genese dieses Projektes der leidenschaftliche Einsatz vieler Menschen zusammen, um diese große Erzählung vielfältig verbundener Leben entstehen zu lassen.
Wir hoffen, dass sich das Publikum gefangen nehmen lässt von den spannenden und komplexen Handlungsbögen der Figuren – und dass das Publikum der Einladung folgt, sich ein eigenes Bild zu machen von dem Geschehen. Deutungsoffenheit ist ein zentrales Kriterium für den Wert einer Erzählung, und es ist uns wichtig, diese Offenheit als Angebot zu verstehen.

Statement, Katja Riemann (Rolle Paula Schönberg) Toggle

Zwei Verzweifelte

Was mich am meisten interessiert hat an dem Projekt DER ÜBERFALL, war der Umstand, dass die Figur eine Spielerin ist, im Auto lebt, alles verloren hat, da sie die Sucht nicht in den Griff bekam und ein Doppelleben führt. In meinen Vorbereitungen und Gesprächen mit Spielern (ja, alle männlich) lernte ich, dass es nicht um das Gewinnen geht, sondern um den Vorgang des Spiels,
dass diese Sucht des Automatenspiels sehr verbreitet ist und weit entfernt vom Glamour des Roulettetischs, dass der Einsatz, die 50 Cent-Münzen, der ‚Stoff‘ sind, wie ein Spieler, der 30 Jahre ein Doppelleben führte, als politischer Journalist und  Automatenspieler, mir erklärte.
Darüber hinaus bin ich ein Fan der Regiearbeit von Stephan Lacant, und es war eine große Freude mit ihm zu arbeiten, intensiv, inspirativ, interessant, immer voll Freude, Kooperation und Freundlichkeit. Die Zusammenarbeit mit meinem Kollegen Joel Basman war großartig. Und wie entspannend ist es, dass da zwei Verzweifelte zusammenfinden, die aus verschiedenen Welten und Generationen kommen und für den Augenblick ihrer Affäre, Ruhe und Zuneigung erleben – ohne, dass alles immer erklärt wird. In meiner Arbeit als Schauspielerin versuche ich immer, inneren Vorgängen auch ein entsprechendes Äußeres zu verleihen, um Zuschauenden einen Kanal anzubieten, in die emotionale Welt der Figur einzusteigen. Darum sieht Paula Schönberg so aus, wie sie aussieht: Das Gesicht versteckt hinter Haar und Schminke, angespannt im Gang, gehalten in ihren Reaktionen, auf der Hut vor der Möglichkeit, entdeckt zu werden, im Versuch durch das Auftreten und die gute, aber ungewaschene Kleidung noch etwas darzustellen oder zu sein, was längst begonnen hat, sich aufzulösen.

Fragen an... Lorna Ishema, Sebastian Zimmler, Yasin Boynuince, Karolina Lodyga, Joel Basman Toggle

…Lorna Ishema (Antonia Gebert)

Antonia Gebert ist eine ruhige Beobachterin, die den Raubüberfall auf andere Art und Weise zu analysieren scheint. Nach welchen Prinzipien geht sie an die Ermittlung heran?

Antonia arbeitet professionell, bedacht, beharrlich und konfrontativ. Mir war es wichtig, dass Antonia im Kontrast zu ihren Kollegen Frank und Oliver steht. Ich habe mir vorgestellt, dass Antonia, sobald sie an etwas dran ist, Witterung aufnimmt, das heißt, ihre Sinne sind geschärft, sowohl konkret als auch im übertragenen Sinne.

Antonia wird von ihrem Kollegen Frank Worms ständig übergangen. Er vertraut nicht auf ihr Gespür und hat eine beinah konträre Vorstellung vom Hergang des Überfalls. Wie geht Antonia damit um?

Sie bleibt beharrlich und professionell. Antonia versucht sich durchzusetzen, wo es geht und hat keine Angst vor Konfrontation.

Was ist das Besondere an der Erzählweise eines recht kurzen Zeitraums über nur wenige Tage? Inwiefern kann die Figur Antonia Gebert sich hier entwickeln – vor allem im Hinblick auf den Fall und die neuen Kollegen?

Alle Figuren leben emotional am Limit, durch den kurzen Erzählzeitraum war es eine Herausforderung, die Dringlichkeit meiner Figur auf den Punkt zu bringen, ohne daraus eine Karikatur oder Schablone zu machen. Antonia entwickelt sich von einer Person, die eine neue Chance für sich selbst wittert, hin zu einer Person, die sich klar positioniert und ihren Platz kennt – was mir ziemlich viel über ihre Persönlichkeit erzählt hat.

Was hat Dich an der Rolle einer jungen Polizistin in der Großstadt gereizt?

Wir treffen sie an einem sehr chaotischen Punkt in ihrem Leben, beruflich wie privat. Die stille Vehemenz, mit der sie versucht, dennoch nicht in Einzelteile zu zerfallen, hat mich interessiert. Zudem habe ich in der Recherche wenig Frauen gefunden, die mir als Vorbild dienen konnten und keine, die so aussieht wie Antonia. Von daher habe ich mich gefragt, was es Antonia emotional gekostet haben muss, sich diese Position zu erarbeiten. Dazu kommt, dass sie sehr jung Mutter geworden ist. All diese Teile ihrer Persönlichkeit zu durchleuchten, hat mich unglaublich gereizt.

 

…Sebastian Zimmler (Frank Worms)

Zufällig treffen Frank Worms und Antonia kurz nach dem Überfall im Kiosk aufeinander. Warum holt Frank sich Antonia ins Team, wenngleich er ihre Meinung und Einschätzungen fortwährend ignoriert?

Für Frank Worms gibt es vielleicht zwei Impulse. Zum einen spielt ihm ihre anfängliche Theorie über den Tathergang in die Hände, dadurch gewinnt er Zeit zum Nachdenken. Zum anderen hat Antonia aufgrund ihrer Vorgeschichte kein gutes Standing im Dezernat und auch das weiß er auszunutzen und für seine Zwecke zu missbrauchen.

Frank Worms stichelt teilweise mit Fremdenfeindlichkeit. Lässt seine Position zu, dass er sich mehr rausnehmen kann als andere? Und ist diese Macht verführerisch?

Fremdenfeindlichkeit bei der Polizei ist ein strukturelles Problem, und Frank Worms bedient sich eines „Wir gegen die“-Narrativs. Diese Erzählung trägt er wie einen Schutz- beziehungsweise Rechtfertigungsschild vor sich, dabei ist er als leitender Hauptkommissar natürlich in einer Machtposition, die kaum Widerstände und Widerspruch zulässt. Macht generell scheint mir, schaut man sich die Menschheitsgeschichte an, sehr verführerisch zu sein. In diesem Fall dient seine Macht dem Zweck, die Ermittlungen in eine bestimmte Richtung zu lenken.

Was hat es für Sie bedeutet, unter der Regie von Stephan Lacant zu arbeiten?

Zwischen dem Spiel der Schauspieler*innen und Stephan Lacant passt manchmal kein Blatt Papier. Er ist sehr gut darin, eine Nähe zu den Figuren herzustellen. Aus dieser Intimität heraus kann er Haltungen, Zustände und Emotionen der Figuren sehr gut sichtbar machen.

 

…Yasin Boynuince ( Damon Merizadi)

Als Damons Bruder im Kiosk erschossen wird, sieht Damon es als wichtigste Aufgabe, seinen Neffen und dessen Mutter Miriam zu beschützen. Hat er Schuldgefühle wegen des Todes von Hassan Merizadi?

Definitiv, aber Damon musste erstmal mit dem Schock und der Unsicherheit umgehen und den richtigen Moment zum Trauern finden, auch um das Trauma zu verarbeiten. Sein oberstes Ziel ist es, Arian zu finden, und bis dahin versucht er zwanghaft, das erlebte Trauma zu unterdrücken.

Damon versucht, gemeinsam mit seiner Freundin und deren Bruder, Arian zu finden. Wie gehen die drei dabei vor?

Natürlich steht erst mal die Frage im Raum, wer an der ganzen Sache schuld ist und wie es dazu kommen konnte. Nach gegenseitigen Anschuldigungen und Vorwürfen finden die drei wieder zusammen und überlegen gemeinsam, wie sie agieren können, ohne dass Miriam herausfindet, was wirklich passiert ist. Damon verlässt sich dabei auf seine Freunde und ist auf deren Hilfe angewiesen.

Als Sie das Drehbuch von Stefan Kolditz und Katja Wenzel gelesen haben – was hat Sie an dem Format begeistert?

Mich hat das Thema, wie schwer eine Last von einem einzigen jungen Menschen getragen werden kann, sehr berührt. Beim Lesen und Bearbeiten des Buches ließ mich die Vorstellung nicht mehr los, wie tief ein Mensch durch die Naivität seiner Jugend und Übermut an einem einzigen Abend so hart fallen kann und auch nicht mehr hochkommt. In diesen sechs Tagen durchläuft
die Figur so viele Ebenen, die mit Selbsthass, Schock, Trauma, Verzweiflung, Schlaflosigkeit gefüllt sind und realisiert, dass er eigentlich niemanden wirklich hat, der ihn auffängt. Niemanden, außer seinem kleinen Neffen und seinem großen Bruder, der durch seine Schuld verstorben ist, und die seine einzige Familie waren. Dabei kämpft die Figur so stark wie sie nur kann, versucht alles zu unterdrücken, kämpft immer wieder damit, nicht die Nerven zu verlieren, um den Schaden, den er seiner Familie angetan hat, wieder halbwegs in Ordnung zu bringen, indem er seinen Neffen wiederfindet. Es ist alles in allem eine Figur, die schwer zu verdauen ist und an der Seele gezerrt hat, aber umso mehr hat sie mich begeistert und hat es mir Spaß
gemacht, sie zu erzählen und zu spielen.

 

…Karolina Lodyga (Miriam Merizadi )

Miriam Merizadi verliert innerhalb eines Tages ihren Mann und ihren Sohn. In ihrer Verzweiflung greift sie zu allen Mitteln, um ihren Sohn zu finden. Wem vertraut sie dabei?

Miriam Merizadi bleibt am Ende nichts anderes übrig, als auf sich selbst zu zählen. In den sechs Tagen, in denen die Mini-Serie spielt, verliert sie jeden Tag nach und nach durch weitere Schicksalsschläge ihr Vertrauen an jeden und alles. Nur das Vertrauen an die Liebe zu ihrem Sohn bleibt ihr, was ihr ungeahnte Kraft gibt.

Miriam ist über alle Episoden kurz vor dem Zusammenbruch, kämpft jedoch und strahlt eine unglaubliche Stärke aus. Wie haben Sie sich auf diese sehr emotionale Rolle vorbereitet?

Durch das permanente Lesen der Bücher wollte ich so tief wie möglich in diese Geschichte eintauchen. So musste ich zum Schluss keinen Text mehr lernen. Der emotionale Bogen war so klar, dass es beim Dreh nur noch darum ging, in jeder Sekunde nach der Wahrheit zu greifen.

Was hat es für Sie bedeutet, unter der Regie von Stephan Lacant zu arbeiten?

Es ist ein großes Geschenk, mit einem so klugen und feinfühligen Regisseur zusammenzuarbeiten. Es war eine sehr Intensive und konzentrierte Arbeit, die auf großem Vertrauen basierte, obwohl es meine erste Arbeit mit ihm war. Durch Proben und Gespräche vor dem Dreh und die gleiche Vision konnte ich mich komplett fallen lassen.

 

…Joel Basman (Daniel Kowalski)

Daniel Kowalski war schon mal im Gefängnis und befindet sich im nächsten Schlamassel. Wie gut kann er die Fassade vor seiner klugen Tochter aufrechterhalten?

Das kann er nicht. Ein bisschen vielleicht, aber das auch nur mit Lügen und einem fast kranken Überlebenswillen.

Nachdem er in den Fokus der Ermittlungen gerät, merkt er schnell, dass er allein ist. Was gibt ihm Hoffnung, die Situation so zu regeln, dass er seine Familie nicht erneut enttäuscht?

Seine Tochter.

Stefan Kolditz und Katja Wenzel haben gemeinsam das Drehbuch geschrieben – was ist das Besondere an dem Stoff für Sie?

Es ist die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird, die mir sehr zusagt. Mit vielen Fragezeichen und großen „Aha“-Momenten! Auch teilweise absurd auf eine positive Art.

Redaktionsnotiz (Caroline von Senden und Alexandra Staib) Toggle

Mit „Der Überfall“ ist dem Autorenteam Stefan Kolditz und Katja Wenzel nicht nur ein enorm tempo- und wendungsreicher Thriller gelungen, sondern auch die Skizze einer sehr heutigen und gegensätzlichen Gruppe von Menschen in einer modernen Großstadt. Scheinbar zufällig, womöglich aber auch schicksalhaft durch ein fatales Ereignis verbunden, reagiert jeder von ihnen
auf seine Weise. Vermeintliche Wahrheiten stellen sich als Lüge heraus, und das Fundament, das ihnen bisher Sicherheit gab, wird erschüttert. Regisseur Stephan Lacant gelingt es dabei, sowohl das rasante Tempo zu halten und damit die Spannung zu bedienen, als auch gleichzeitig die Tragik der Figuren aufs Genaueste auszuloten. Entstanden ist eine zeitgemäße, mitreißende Serie, die ein immer noch und immer wieder krimi- und crimebegeistertes Publikum nicht nur unterhalten, sondern auch berühren und immer wieder mit der Frage konfrontieren wird: „Was hätte ich getan?“.

Statement, Stefan Kolditz und Katja Wenzel Toggle

Was ist die ganze Wahrheit?
Ein fallender Schlüssel.
Ein Fisch auf einer Autoscheibe.
Die Tür eines Kiezladens.
Der Blick durch einen Hühnergott.
Eine Schneeeule, die alles sieht.
Und ein zerbrochener Spiegel.

Splitter von Erfahrungen, Entscheidungen, Wahrheiten. Vereinzelt, wie wir Menschen. Und doch gehört alles zusammen. Ob wir wollen oder nicht. Ist es Zufall? Oder Schicksal? Wird erst die Summe unserer Zufälle zu unserem Schicksal? Oder schickt uns das ungerührte Schicksal seine Zufälle für unsere Entscheidungen?
Unsere Entscheidung, den „Überfall“ zu schreiben, fiel vor viereinhalb Jahren. Zufällig? Bestimmt. Oder doch nicht?
Unsere lange Reise war jedenfalls eine voller Wendungen. Unverhofft und erhofft.
Jetzt ist es an Ihnen, mit dem „Überfall“ zu reisen, durch eine Welt, in der es nie nur die eine Wahrheit geben kann. Was für eine Chance!

Statement, Stephan Lacant (Regisseur) Toggle

Das Spannende an „Der Überfall“ sind die unterschiedlichen Lebensrealitäten der einzelnen Figuren, die dennoch alle  miteinander verbunden sind – sei es durch Schicksal oder durch Zufall. Die Entscheidung jedes einzelnen Charakters hat Auswirkungen auf das Leben der anderen. Alles hängt miteinander zusammen und ist in sich verwoben.
Damit stellt die Serie wichtige Fragen ans Leben: Wer sind wir im Kern? Was macht uns tief im Inneren aus? Warum tun wir die Dinge, die wir tun? Gibt es nur die eine Wahrheit, oder hat jeder Mensch seine eigene?
Mit „Der Überfall“ haben wir einen fesselnden Genremix aus Drama, Thriller und Crime geschaffen. Das Besondere daran ist die multiperspektivische Erzählweise. So haben wir jeder Welt, jeder Figur etwas Eigenes gegeben und diese Teile dennoch zu einem großen Ganzen zusammengefügt.
Es war eine sehr besondere, kreative Reise, diese Serie zu machen. Eine außergewöhnlich enge und inspirierende Zusammenarbeit mit den Autoren, der Redaktion und dem Produzenten. Und es war eine tolle Erfahrung, mit einem so besonderen Schauspielerensemble zusammenzuarbeiten. Bis zum Schluss haben wir gemeinsam gerungen, die Geschichte bestmöglich zu erzählen.

Cast & Crew

CAST

Paula Schönberg

Katja Riemann

Antonia Gebert

Lorna Ishema

Daniel Kowalski

Joel Basman

Frank Worms

Sebastian Zimmler

Damon Merizadi

Yasin Boynuince

Miriam Merizadi

Karolina Lodyga

Charly Gebert

Marie-Rosie Merz

Jacub Malek

Mo Issa

Samira Malek

Amina Merai

Chris

Maximilian Brauer

CREW

Produzent

Benjamin Benedict

Ausführende Produzentin

Korinna Roters

Producerin

Alisa Müller

Drehbuch

Stefan Kolditz
Katja Wenzel

Regie

Stephan Lacant

Kamera

Michael Kotschi

Redaktion ZDF

Caroline von Senden
Alexandra Staib

Casting

Suse Marquardt, Maren Friedrich, Babet Mader

Szenenbild

Stefan Schönberg

Kostümbild

Wiebke Kratz

Maskenbild

Tatjana Luckdorf

Schnitt

Dirk Grau

Musik

René Dohmen, Joachim Dürbeck, Ege Ateslioglu

Herstellungsleitung

Ralf Krawanja

Produktionsleitung

Franziska Strutz

Kunde
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