Potsdam, 6. November 2023. Es ist ein anatomischer Mythos: Die Idee von einem Häutchen, das die Vagina verschließt und bei der ersten Penetration reißt. Dieser Mythos von einem Jungfernhäutchen begrenzt Frauen seit Jahrhunderten in ihrer Lebensführung und verweigert ihnen die sexuelle Selbstbestimmung. In streng patriarchal denkenden Familien wird die Ehre der Familie mit der Jungfräulichkeit ihrer Töchter in Zusammenhang gebracht. Dass die Jungfräulichkeit anhand des sogenannten Jungfernhäutchens medizinisch nicht nachweisbar ist, wissen wenige. Und doch hält sich dieser Mythos hartnäckig. Warum können wir uns davon nicht befreien? Warum beeinflusst ein Irrglaube, eine Legende, unser Leben?
Um diese längst überfälligen Fragen zu beantworten, begibt sich die junge Journalistin Ninve Ermagan auf eine filmische Recherchereise. Die 45-minütige Dokumentation MYTHOS JUNGFERNHÄUTCHEN ist ab 13. Dezember in der ARD-Mediathek zu sehen.
Ninve Ermagan trifft auf die Gynäkologin Mandy Mangler, die als gynäkologische Chefärztin in Berlin alles dafür tut, diesem Irrglauben ein Ende zu setzen. Sie unterhält sich mit Frauen wie Yasemin Toprak, die von ihrer streng gläubigen Familie verstoßen wurde, und trifft mit Anne Fleck eine bekennende Jungfrau. Aber auch die Männer des Berliner Vereins „Heroes“ kommen zu Wort, die mit Schulungen Menschen unterstützen, die nicht länger nach überholten patriarchalen Regeln leben wollen. Und sie interviewt die engagierte Lehrerin Sina Krüger, die es geschafft hat, dass überholte Darstellungen in Lehrbüchern für deutsche Schulen korrigiert wurden.
Die Recherche zeigt auch, dass gesellschaftliche Aufklärung dringend angezeigt ist: Denn noch immer werden auch in Deutschland schmerzhafte „Hymenrekonstruktionen“ angeboten, werben Firmen mit Kunstblutkapseln für eine vorgetäuschte „Wiederherstellung von Jungfräulichkeit“, werden Frauen mit dem Anspruch der Jungfräulichkeit unter Druck gesetzt und zu schmerzhaften Eingriffen gezwungen. Jungfräulichkeit ist kein biologischer Zustand, sondern ein gesellschaftlich konstruiertes Machtinstrument, das Kontrolle über Frauen ausübt. Mit religiösen, politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Folgen.
Der Film MYTHOS JUNGFERNHÄUTCHEN ist eine Produktion der UFA Documentary im Auftrag des Bayerischen Rundfunks (Federführung), des Mitteldeutschen Rundfunks und des Rundfunks Berlin Brandenburg für die ARD-Mediathek. Produzentin ist Gwendolin Szyszkowitz. Producerin ist Alexandra Wiedner. Buch und Regie stammen von Lena Kupatz. Für die Bildgestaltung sind Gordon Volk und Hannes Wichmann verantwortlich. Die Redaktion liegt bei Sonja Scheider und Sylvia Griss (BR), Saskia Barthel (MDR) und Ulrike Bieritz (RBB).
Über UFA Documentary
Die Unit UFA Documentary agiert neben UFA Fiction, UFA Serial Drama und UFA Show & Factual als eigenständiges Produktionsunternehmen unter dem Dach der UFA und legt ihren Fokus auf Dokumentationen, Dokuhybride und serielle Features. Geschäftsführer:innen der UFA Documentary sind Gwendolin Szyszkowitz und Marc Lepetit.
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