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Die Handlung des Films orientiert sich dabei an dem historischen Geschehen zwischen Sommer 1932 und der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933, als in Berlin der Reichstag brannte.
Nach dem Drehbuch von Dr. Rainer Berg und Regisseur Friedemann Fromm ist NACHT ÜBER BERLIN eine Erzählung, die deutsche Geschichte und menschliche Schicksale eng miteinander verknüpft, um bildlich zu machen, wie sehr damals die politische Entwicklung in das Leben jedes Einzelnen eingegriffen hat.
Der jüdische Ballhausbesitzer Matze Belzig, genial verkörpert von Jürgen Tarrach, steht grell geschminkt auf der Bühne seines Ballhauses, und unten, auf dem Parkett, tanzen SA-Leute nach heißen Swing-Rhythmen – das absurde Chaos und die Endzeitstimmung in den letzten Tagen der Weimarer Republik werden mit dieser Szene wunderbar auf den Punkt gebracht.
Vor allem aber brilliert ein erstklassiges Ensemble in dieser tragischen Geschichte um eine große Liebe und um Menschen, die angesichts von politischen Umwälzungen und Terror auf den Straßen den richtigen Weg für sich suchen und dabei ihren wahren Charakter offenbaren. Allen voran Anna Loos und Jan Josef Liefers als Henny Dallgow und Albert Goldmann – die selbstbewusste Bürgertochter aus gutem Haus und der Arzt, der für die SPD im Reichstag sitzt, finden nur zögerlich, mit viel Skepsis gegenüber der Welt des anderen, zusammen und geraten dabei unausweichlich in den Strudel der politischen Ereignisse. In die fachhistorische Debatte um die Frage, wer den Reichstagsbrand aus welchen Motiven gelegt hat, kann und will sich der Film nicht einmischen, sondern erzählt eine eigene Version davon, was in der Nacht geschah, die den Nazis als Vorwand diente, die Grundrechte außer Kraft zu setzen und ihre Gegner gnadenlos zu verfolgen.
Albert Goldmann (Jan Josef Liefers) sitzt als gemäßigter SPD-Abgeordneter im Berliner Reichstag. Nach seinen Erfahrungen im Ersten Weltkrieg ist der idealistische jüdische Arzt zum leidenschaftlichen Demokraten geworden, der eines will: Nie wieder Krieg! Entgegen seiner pazifistischen Überzeugung lässt er sich von seinem jüngeren Bruder Edwin (Franz Dinda), Mitglied einer radikalen kommunistischen Zelle, zu einem heiklen Kurierdienst überreden. Prompt gerät er in eine Polizeikontrolle und entgeht nur dank der spontanen Hilfe der selbstbewussten Henny Dallgow (Anna Loos) seiner Enttarnung. Die Tochter aus reichem Haus ist beeindruckt von dem engagierten Arzt, der den sozial Schwachen hilft und sich als streitbarer Reichstagsabgeordneter für den Fortbestand der jungen, nicht sehr angesehenen Demokratie einsetzt. Henny wiederum macht ihren persönlichen Traum wahr und übernimmt das mondäne „Ballhaus“ von dem Juden Matze Belzig (Jürgen Tarrach), der die Zeichen der Zeit erkennt und rechtzeitig nach Amerika emigriert. Als Sängerin, die im „Ballhaus“ wie selbstverständlich auch SA-Männer zu ihren Gästen zählt, verkehrt Henny in einer Welt, die Albert zunächst abstößt. Über diese Gegensätze hinweg entwickelt sich eine große Liebe, unter den denkbar schwierigsten Bedingungen. Im Februar 1933, als die Lage auf den Straßen eskaliert, erfährt Henny vom künftigen Mann ihrer Cousine Uta (Claudia Eisinger), dem den Nazis zugewandten Karrieristen Erhart von Kühn (Sven Lehmann), dass Albert in Gefahr ist. Sie will ihn warnen, doch Albert ist unterwegs zum Reichstag, um einen verwirrten Patienten daran zu hindern, eine fatale Idee in die Tat umzusetzen.